Nach Abschluss des Seminars können die Studenten/innen:

• diskursive Prozesse der Identitätsbildung in den beiden Ländern aus ihrer kulturgeschichtlichen Entwicklung heraus erfassen und erklären;
• die Untersuchungen zur Bildformung über den je anderen Nachbarn hinsichtlich der verwendeten Konzepte zu Identität, Bildformung, Stereotyp, Kultur, Nation, Medien und Öffentlichkeit als auch der darin verwendeten Analyseverfahren kritisch beurteilen;
• mithilfe verschiedener Methoden aus den genannten Wissenschaftsdisziplinen, Texte und andere mediale Erzeugnisse analysieren;
• Außerdem können die im Seminar erworbenen kulturgeschichtlichen und –theoretischen Kenntnisse auf für Deutschland und die Niederlande bedeutsame Ereignisse, Entwicklungen und politische Strategien im internationalen, nationalen und regionalen Rahmen bezogen werden.

Die Entscheidung, ob man sich als Deutsche/r oder Niederländer/in versteht, ist nicht einfach nur mit dem Hinweis auf die Staatsangehörigkeit zu beantworten. Staat und Nation bilden ein wichtiges Themenfeld bei der kulturgeschichtlichen Analyse, sind allerdings nicht die einzig entscheidenden, wenn es um die Frage nach der kulturellen Identität geht.
Bevor geklärt werden kann, wie bestimmte kollektive Selbst- und Fremdbeschreibungen entstehen, ist zu überlegen, wie Identitätskonstruktionen und Bildformung im diskursiven Prozess funktionieren und wie im historischen Prozess daraus Traditionen entstehen, die unser Selbstverständnis und unsere Fremdwahrnehmung als Deutsche, Niederländer und Europäer prägen.

Kann man allerdings überhaupt von einer nationalen Identität sprechen und was genau heißt das? Nach welchen Kriterien ist der Begriff ‚Nation‘ zu definieren? Soll die Gesamtheit der Bürger eines Staates ungeachtet ihrer Sprache oder Herkunft damit erfasst werden, oder gründet Nation auf einem ‚Zusammengehörigkeitsgefühl‘ und wie ließe dieses sich genau beschreiben oder mit staatsbürgerlichen Normen und Werten bestimmen? Geht man vom lateinischen Ursprung des Wortes aus, könnte man Nation auch nur auf eine bestimmte Volksgruppe beziehen, wodurch dem Begriff eine stark ausschließende Funktion zukäme. Im Zuge der Globalisierung und der Transnationalisierung ist der Nationalstaat nach innen wie außen einem Funktionswandel unterworfen, der die Ausprägung nationaler Identität zur Diskussion stellt.
Ziel des Seminars ist es, die Dynamik im diskursiven Prozess der kollektiven Identitätsbildung einsichtig, sowie den Zusammenhang zwischen kulturgeschichtlicher Prägung und nationalstaatlicher Profilierung analysier- und auf den eigenen wie den fremden gesellschaftlichen Kontext anwendbar zu machen.

Dazu werden die Begriffe „Identität“, „Bild“, „Stereotyp“, „Kultur“, „Nation“, „Medien“ und „Öffentlichkeit“ geklärt. Weiterhin lernen Studierenden theoretische Ansätze aus der Diskurs- und Medientheorie, sowie der Geschichts-, Literatur- und Kulturwissenschaft zur Analyse der niederländisch-deutschen kulturellen Identitäts- und Bildformung kennen.