Search

Gedichte

Naderhand - Nachher - Afterward

Neben den Tagebucheinträgen schrieb Felix Oestreicher auch Gedichte, die im Buch Afterward/Naderhand/Nachher, erschienen beim AFdH-Verlag, zum ersten Mal auf Niederländisch, Deutsch und seit 2015 auch auf Englisch publiziert wurden. Seine Tochter, die bildende Künstlerin Helly Oestreicher, hat Collagen für das Buch gestaltet. Die Handschrift des Vaters und die Fotos von u.a. Maria Austria (1915-1975), Felix Oestreichers jüngster Schwester, gewähren einen intimen Blick auf den Chronisten und seine Familie. Die Gedichte bringen dem Leser das Lagerdasein und die Art und Weise, wie ein gefühlvoller, gebildeter Mann damit umging, unglaublich nahe.

Sehen Sie hier Beispiele zweier Gedichte, die der Publikation mit freundlicher Genehmigung entnommen wurden. Das komplette Buch ist unter der ISBN-Nummer 978 90 72603 26 5 oder direkt beim AFdH-Verlag bestellbar.

Naderhand / Afterward: Sammelwerk von Gedichten von Felix Oestreicher

Gedicht B-B-Frohn von Felix OestreicherB-B-Frohn


Vorübergebeugt, die Rücken krumm
Die Kleider schmutzig und zerrissen
Die bleichen Gesichter trotzig und verbissen,
So ziehen die zwölf den Wagen stumm
Sie haben einst fremde Länder reist
Und viele Menschen gelehrt sie leben
Sie haben viele Bücher geschrieben
Und waren freie Ritter vom Geist
Der eine hat vielen Arbeit gegeben
Der andre manche Maschine erfand
Ein dritter rettet mit kundiger Hand
So vielen Menschen das Leben
Sie fronen gehetzt von Schimpf und Schelten
Sie haben verloren Geld und Gut
Doch nicht verloren Ging ihr Mut
Und einst werden wieder sie gelten.

Gedicht Totentanz von Felix Oestreicher

Totentanz

Ich frag mich oft, bin das denn ich,
Dem dieses alles widerfährt.
Nur Schatten sind wir unser selbst,
[...] Schatten gehen viel,
Ganz langsam, schlürfend Schritt für Schritt,
Gesenkten Kopfes schleichen wir.
Doch viele liegen stumpf im Bett,
Zum Lesen fehlt uns das Buch,
Zum Denken fehlt uns die Kraft.
Die trüben Augen sehen nicht,
Die Ohren hören nur ein Wort.
Gamellen kommen, Essenszeit:
Dann kommt Bewegung in den Leib,
Die keiner Kapo Schlag erzwingt.
Doch vielen fehlt auch jetzt die Kraft,
Die meisten holt Durchfall und Laus,
Und täglich schafft man sieben weg
Mit Karre und Wagen im offnen Sarg.
Ein Trüppchen Frauen hinterdrein,
Ein kurz Gebet, das ist der Schluß.